BILDERWELTEN VON CANAN DAGDELEN

Verena Formanek

Basel 1998

BILDERWELTEN VON CANAN DAGDELEN

Bilder, die in einem entstehen, das Sehen „in sich selbst“ ergibt eine völlig neue Perspektive der Welt; die Entwicklung und Wahrnehmung der „eigenen Welt“. Bildercodes werden ausgetauscht zugunsten subjektiver destillierter Blickwinkel. Durch diese neuen Sichtweisen werden auch für den Betrachter neue Welten erschlossen.

Genau wie bei der Künstlerin Canan Dagdelen. Der Zugang zu ihrer Arbeit ist sehr komplex. Nicht nur dass Dagdelen ein ungewöhnliches Material als Ausdrucksmittel – den weißen Ton – benützt, sondern auch was sie dann aus diesem traditionell der Gefäßkeramik zugeordneten Material macht: Bilder.

Eine Entwicklung, die in ihrer Arbeit besonders interessant erscheint, da sie anfänglich nur ihre Schriftzüge trug. Die Absenz der figürlichen Darstellung hatte etwas besonders Anziehendes, Geheimnisvolles. Jetzt werden neben Schriftzügen auch bildhafte Fragmente eingebaut, wo die Prozesse der Verfremdungen evident sind und das Spiel mittels eines Druckverfahrens auf das Medium Ton übertragen wird. Doch bleibt in der Selektion von Bildmotiven und in der Art, wie sie umgesetzt werden, immer noch für den Betrachter eine Welt verschlossen.

Sie bleibt zu erahnen, zu interpretieren und vermischt sich mit den eigenen Vorstellungen. Idealisierungen tauchen auf, Kindheitserinnerungen, flüchtige, vergessene Bilder, die nicht wichtig erschienen und doch tief eingebrannt verblieben sind. Wie Bilder im Zeitraffer aus dem Fenster eines fahrenden Zuges.

All diese Bilder werden in uns gespeichert und wiedergegeben, und wenn sie abgerufen werden, wie bei den Kunstwerken von Canan Dagdelen, werden sie wieder zu einem neuen Bild – Rückkoppelungen unseres Ichs auf die Herausforderung der Bilderwelten von Canan Dagdelen.

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