Peter Baum
Wien, April 2016
Die große, von der Decke an dünnen langen Stahlseilen herabhängende „Reflektion“ von Canan Dagdelen raumgreifend komponiert aus unzähligen kugelartigen Elementen aus eingefärbtem Porzellan, lässt sich sofort als eine den Betrachter beschwingt für sich einnehmende Hommage an Architektur und Lebensgefühl der bereits vor Jahrzehnten zur Österreicherin gewordenen, aus Istanbul stammenden Künstlerin aufnehmen. Dagdelens Installation reflektiert in zweifacher Hinsicht den achteckigen Grundriss der Kuppel einer berühmten Moschee und bezieht ebenso wie das kleine, „Doppelhammam“ bezeichnete keramische Wandobjekt den inhaltlichen Hintergrund ihrer Arbeiten als Paraphrase auf türkisches Bad und Geschlechtertrennung mit ein. Rhythmik, Reinheit und Poesie unterstreichen dabei eine künstlerische Haltung und Unmittelbarkeit fern jeglicher Allüren.